Sonntag, 6. März 2016

Karaoke und Oper, Woche 7 und 8

Schon wieder zwei Wochen um! Viele Erlebnisse und neue Erfahrungen liegen hinter mir und es war wirklich spannend.
In der siebten Woche war ich zum ersten Mal überhaupt Karaoke singen. Als Teil der vietnamesischen Kultur und beliebteste Freizeitaktivität in Asien, durfte ich das natürlich nicht auslassen und so hieß es an einem Samstagabend, auf geht´s zum Karaokesingen. Schon auf dem Hinweg kam ich allerdings etwas vom kürzesten und direktesten Weg ab. Dass ich den Treffpunkt dann mit 15 Minuten doch noch erreicht habe, war pures Glück, Zufall und wahrscheinlich irgendeinem inneren Kompass geschuldet, der mich Gott sei Dank nicht im Stich ließ, ganz im Gegenteil zu meinem vietnamesischen Handy, dessen Datenvolumen leider aufgebraucht war und mir bei googlemaps gar nichts mehr anzeigte. Nach der Ankunft der zweite Schock: unser Karaoke-Laden war geschlossen, nicht nur über Tet oder für ein paar Tage, sondern gleich für immer. Also hieß es, Alternativen suchen. Nach kurzen Überlegungen, einen Activity-Abend zu machen, entschieden wir uns für ein Karaoke-Etablissement in der Innenstadt und Charlotte sei Dank konnten wir ein Separée buchen. Beim ersten Anruf, bei dem wir es mit Englisch probierten, wurde sofort aufgelegt. Charlottes vietnamesischen Sprachkünsten sei Dank klappte es dann mit dem zweiten Anruf. Wir machten uns also mit zwei Rollern und einem Taxi auf den Weg zum Ziel und nach einer relativ entspannten Fahrt durchs abendliche Hanoi kamen wir an und schnappten uns die Songbücher, um Backstreet Boys, Michael Jackson und Co. zu performen. Zusammen mit Peggy habe ich auch sehr großartig Ronan Keating interpretiert (ja, es gibt auch Videobeweise). Von Eternal Flames über Phil Collins und The Lion sleeps tonight war auch wirklich alles vertreten und nachdem mir am Anfang noch kalt von der Klimaanlage war, kam ich doch sehr schnell mithilfe eines Biers in Sing- und Performance-Laune. Zusammen mit meinen Karaoke-Bodies war es auf jeden Fall einer der gelungensten und unterhaltsamsten Abende in Vietnam, der definitiv nach einer Wiederholung schreit. Am nächsten Tag, dem Valentinstag, stand neben einem gemütlichen Frühstück mit Sina in unserem Lieblingscafé eine Stadttour mit einer lieben Kollegin auf dem Plan. So viel und lange bin ich wohl noch nie durch Hanoi geschlendert. Bei Sonnenschein und dem ein oder anderen Kaffee/Saft ließen wir es uns richtig gut gehen. So langsam finde ich mich auch im Old Quarter Hanois mit seinen 36 Gassen und tausend kleinen Läden und Ständen zurecht.
Nur ein paar Tage später wartete schon ein weiteres Highlight auf mich, denn ich habe es tatsächlich auch hier geschafft, einem Chor beizutreten und so auch musikalische Kontakte zu knüpfen. Nachdem die Anfahrt sich wieder etwas kompliziert gestaltete und mit ein paar Mal Wenden in der rush hour verknüpft war, traf ich sofort auf einen jungen, sehr freundlichen Vietnamesen, dem ich erklärte, dass ich gerne mitsingen würde. Ich fragte, ihn dann, an wen ich mich wenden müsse und stand tatsächlich dem Chorleiter Huy gegenüber, der mich direkt aufnahm. Die ersten Proben fanden in einer katholischen Kirche statt und zu Beginn wurde jeweils immer ein kurzes Gebet gesprochen, was ich natürlich nicht verstand, abgesehen von Kreuzzeichen und dem Amen zum Schluss.
Mein großes Glück war es auch, dass genau dieser Chor, den mir eine Kollegin von der Botschaft vermittelt hat, zwei Konzerte in der Oper von Hanoi singt. Alles berühmte und schöne Stücke aus den bekanntesten Opern zusammen mit dem National-Orchester von Vietnam. Im Chor gibt es die üblichen Probleme. Italienisch ist schwierig auszusprechen, vor allem, wenn es mehr Text als Noten gibt und manche Männerstimmen mehr mit ihrer Frisur, ihrem Handy oder ihren Fingernägeln beschäftigt sind. Das piano wird zu langsam und schleppend gesungen und in der ersten Probe mit Orchester verpassen alle ihre Einsätze, weil man verzückt den Orchesterklängen lauscht, statt sich auf die Taktzahlen zu konzentrieren. Gerade im Chor und im Orchester spüre ich aber eine gemeinsame Verbindung mit allen Musikern, was wieder bestätigt, was man doch schon weiß. Musik ist einfach international.
Nach zwei Proben und einer weiteren Arbeitswoche ging es dann für Sina und mich nach Hoi An in Zentralvietnam (auch hier folgt noch ein gesonderter Beitrag).
In meiner achten Woche hier habe ich gemerkt, dass ich nun ein komplettes Leben hier habe und nun zum ersten Mal so etwas wie Routine aufkommt. An der Botschaft weiß ich nun, wie alles laufen muss und kann nun mit ein wenig Erfahrung auf meine Aufgaben schauen. Mit dem Chor und meinem English Talk in der Schule habe ich nun auch privat Aktivitäten gefunden, die mir viel Spaß machen. Ganz nebenbei habe ich natürlich tolle Menschen gefunden, mit denen ich mich über Gott und die Welt unterhalten, über Vietnam freuen oder aufregen oder auch mal nur „chillen“ kann. In unserem Lieblings-Banh-My-Café kennen uns die Kellnerinnen schon und wissen, was wir bestellen wollen und Roller fahren wird immer unkomplizierter, auch wenn mein vietnamesisches Handy trotz googlemaps meistens ziemlich versagt und mich im Stich lässt.

Als die Konzerte näherrücken, freue ich mich, dass Sina und Co. sich Karten für das Konzert besorgen, um als mein Fanclub in der Oper aufschlagen :-). Ich selbst erwische mich dabei, wie positiv aufgeregt und gespannt ich auf die Oper und die reinen Orchesterstücke bin. Es ist etwas ganz Besonderes, ein solches Konzert mitzusingen. Noch in der Generalprobe, die mit circa einer Stunde Verspätung beginnt, werden last-minute-Aktionen vorangetrieben. Man merkt hier wieder einmal die vietnamesische Improvisationskunst. Einer wird angewiesen, mit einem Hammer auf Metallplatten zu schlagen und prompt verpasst er mehrere Einsätze oder schlägt auch in der Generalpause ordentlich drauf. Die Holzbläser stürzen auch mehrfach ab bei offenliegenden Soli und der Dirigent ist entnervt und macht eine wütende Ansage. Trotz allem haben manche vietnamesischen Chorsänger noch die Nerven, während der Generalprobe auf der Bühne einen Anruf entgegenzunehmen. Auch abends zehn Minuten vor Konzertbeginn gibt es eine Motivationsansprache statt Einsingen, was anschließend noch kurz abgehandelt wird. Neben mir macht eine Amerikanerin noch kurz ein Selfie für Facebook, um es einen Moment später zu posten. Das nenne ich vietnamesische Gelassenheit. In der Konzertpause wird sich in Pose geworfen und es werden fleißig Selfies gemacht (die Ergebnisse könnt ihr bei facebook bewundern). Irgendwann werde auch ich als Selfie-Objekt interessant und das obwohl ich als einziges weibliches Chormitglied in schwarzer Hose und Oberteil und nicht im Kleid aufgetaucht bin.
Noch eine kurze Anekdote, bevor ich hier den Beitrag beschließe. Ich habe tatsächlich an meinem ersten größeren Sport-Event seit den Bundesjugendspielen teilgenommen und bin 1,5 km (ein kleiner Lauf für die Menschheit, ein großer Lauf für mich) gelaufen. Hintergrund war, dass es ein Aquathlon war und ich mit der Tochter unseres Lieblingskollegen laufen sollte, damit sie nicht alleine laufen muss. Vorher konnte ich mich noch damit beruhigen, dass Anna erst 5 Jahre alt ist, also dementsprechend wohl nicht so schnell laufen würde und ja auch viel kürzere Beine hat als ich. Nach einer halben Runde wurde mir bereits klar, dass die Rollenverteilung evt. doch anders sein würde, zumindest teilweise. Im Vorfeld hatte ich noch die Kraft-Methode meines Papas erklärt, mit der er uns früher immer motiviert hat, weiterzulaufen, zu wandern oder ähnliches. Es ist nämlich so, dass wenn man sich an den Händen fasst, der eine mit seinem Arm die Kraft zum nächsten überträgt. Anna war so begeistert von der Methode, dass sie mehrfach Hand in Hand laufen wollte. Allerdings muss ich zugeben, dass ich mir nicht mehr sicher bin, wer nun an wen die Kraft übertragen hat. Auf jeden Fall war es eine weitere großartige Erfahrung mit dem „Familie-Ferber-Team“.
Nun heißt es, Kraft sammeln für ein weiteres Konzert heute Abend und Endspurt für die letzten Wochen Hanoi und die sich anschließende Vietnam-Rundreise :-). Bis bald Ihr Lieben!

Freitag, 19. Februar 2016

Fazit: Die erste Hälfte ist schon vorbei!

Ich kann es kaum glauben, aber sechseinhalb Wochen sind schon vorbei, seit ich ins Flugzeug gestiegen bin. Eine Menge Abenteuer liegen hinter mir und wäre Sina nicht gewesen, wäre es um einiges stressiger und langweiliger gewesen. Ein paar Dinge, die ich mir vorgenommen habe, habe ich schon geschafft. Roller fahren ist jedenfalls kein Problem mehr, auch wenn Straßennamen immer noch eher gleich klingen. Googlemaps sei Dank findet sich aber immer ein Weg, wenn auch vielleicht nicht der direkteste oder kürzeste.
Vom Land selbst habe ich außer unserer Höhlenexpedition noch nicht so viel gesehen (gesonderter Bericht folgt noch), aber das steht schwerpunktmäßig auch erst in der zweiten Märzhälfte auf dem Programm. Meine Vietnamesisch-Kenntnisse beschränken sich auf einige wenige Worte, vielleicht wird das ja noch besser. Meine Körpersprache habe ich aber bestimmt schon verbessert ;-).
Wenn ich auf die letzten Wochen blicke, so habe ich einige neue Dinge ausprobiert, die ich wohl in Deutschland nicht ausprobiert hätte. Gerade das ist auch immer der Reiz für mich, ins Ausland zu gehen. Man hat die Chance, ein neues Leben aufzubauen, andere Dinge zu machen als zuhause und ein anderer Mensch zu sein. Würde ich zuhause Roller fahren, noch dazu einen, für den ich in Deutschland einen Führerschein bräuchte? Wohl kaum. Ich würde wohl auch nicht auf die Idee kommen, an einer Schule ehrenamtlich Englisch zu unterrichten. Ganz abgesehen davon, dass meine Qualifikation in Deutschland dafür nicht ausreichen würde.
Hier in Vietnam ist davon vieles möglich und es macht Spaß. Natürlich gibt es die ein oder andere Situation, in der man sich nach Hause auf die Couch wünscht, von einer Currywurst oder von Milchreis träumt und einfach in die vertraute Umgebung möchte, aber genau an diesen Situation merkt man, was man zuhause vielleicht gar nicht mehr zu schätzen wusste und dass man solchen Situationen wächst, auf die man sich nicht einstellen konnte. Irgendwie löst sich so etwas und es geht wieder weiter. Ein bisschen so wie im vietnamesischen Verkehr, der nach dem Chaos-Prinzip und „go with the flow“ funktioniert.
Vietnam kann nerven. So etwas wie Stille und Gemütlichkeit gab es bisher nur an Tet, eine Aneinanderreihung von gefühlten Sonntagen mit nur einem Drittel der Einwohner in der Stadt. Andere finden es langweilig, ich fand es unglaublich schön und entspannt.
Vietnam ist so vielfältig und jeden Tag anders, dass es immer wieder aufs Neue Spaß macht, auf Entdeckungstour zu gehen.
Natürlich ist die Luftverschmutzung gesundheitsgefährdend und laut ist es auch. Es gibt außerdem Vietnamesen, die ununterbrochen ihre Hupe drücken. Aber genau das ist es, was es andererseits auch so spannend macht. Es ist anders als in Deutschland. Wenn ich den ersten Preis akzeptiere, den mir der Händler sagt, dann war es mir das wohl wert, ansonsten hätte ich ja handeln können. Das ist eine Einstellung, die ich gut oder schlecht finden kann. Ändern werde ich sie nicht, aber ich kann mich darauf einstellen und das nächste Mal handeln oder einfach den zehnfachen Preis zahlen.

Vielleicht wird Vietnam nicht mein Lieblingsland und vielleicht habe ich dafür mein Herz auch zu sehr schon an Südamerika verloren, aber es ist gut hier zu sein und so viel Neues zu lernen und zu erleben.

Liebe Grüße vom anderen Ende der Welt!

PS: Der Bericht der siebten Woche folgt demnächst und natürlich gibt es irgendwann auch noch Bilder ;-)!!!

Mittwoch, 17. Februar 2016

Woche 5 und 6 "und schon ist die Hälfte um"

Ich fasse die letzten beiden Wochen mal zusammen, nicht weil so wenig passiert ist, sondern weil ich sonst zu arg in Rückstand gerate und weil die Wochen hier in Vietnam aufgrund des Neujahrsfestes Tet eh zusammengehören. In dieser Zeit sind die meisten Vietnamesen bei ihren Familien. Tet ist das höchste und wichtigste Fest in Vietnam und über drei Wochen hinweg ist das Land quasi außer Gefecht gesetzt. In der Tet-Woche selbst sind die meisten Läden geschlossen und nur wenige Restaurants haben durchgängig geöffnet. Dafür gibt´s extra Tet-Speisekarten mit gesalzenen Preisen und kleineren Portionen.
Aber zuerst zu letzter Woche. Die Woche an sich wurde am Ende etwas lang und ich war froh, als am Freitag die Tet-Ferien begonnen haben. An diesem Tag war ich auch nachmittags nicht in der Schule zum Englisch unterrichten, weil die Kinder bereits Ferien hatten. Ganz entspannt konnte ich also nach Hause und mein Karnevalskostüm überlegen. Ihr lest richtig. Viktoria Kempf, in Deutschland größter Karnevalsfeind überhaupt, war letzte Woche Karneval feiern inklusive Kostüm und Polonaise. Aus meinem Kleiderschrank konnte ich eine blaue Hose und ein gestreiftes Oberteil einfach umfunktionieren und als Matrose gehen. Richtig gut wurde das Kostüm allerdings erst mit einem Matrosenhütchen, das mir von der Frau eines Kollegen, übrigens Münsteraner, mitgebracht hat. Es konnte also losgehen und zugegebenermaßen war es auch ein lustiger Abend. Vielleicht finden der Karneval und ich doch noch zueinander, in Vietnam hat es jedenfalls mit uns geklappt.
Am Samstag wollte ich dann eigentlich ausschlafen, ließ mich dann aber „erweichen“ Sina zum Busbahnhof zu bringen. Auf dem Weg zurück ließ mich leider Sinas Roller im Stich. Ich weiß bis heute nicht genau, was eigentlich das technische Problem war. Fest stand, dass ich nicht mehr beschleunigen konnte und mich an den Straßenrand rollen ließ. Dort angekommen bekam ich quasi den Schock meines Lebens. Ohne Handy, ohne Geld und ungeschminkt war ich im ersten Moment sehr ratlos und sah mich schon im Geiste den Roller nach Hause schieben. Ich hatte mit nichts dergleichen gerechnet. Ich wollte doch Sina nur kurz wegbringen und dann wieder nach Hause. Gott sei Dank gab es auf dem Roller aber einen Aufkleber des Verleihs, so dass ich den nächstbesten Vietnamesen einfach bat, dort anzurufen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich nicht genau verstanden hat, aber wahrscheinlich wirkte ich verzweifelt genug. Nach einer gefühlten Ewigkeit (eine Uhr hatte ich natürlich auch nicht mit) kam Minh, unser Motorroller-Mensch und brachte einen anderen Roller mit, mit dem ich dann nach Hause fahren durfte. Ich war durchaus erleichtert, als ich dann am späten Vormittag wieder zuhause war und mich von meinem Schock erholt hatte.
Die folgenden Tage waren unglaublich ruhig und entspannt in Hanoi. Auf den Straßen war so gut wie kein Verkehr und das zuvor als „Geisterstadt“ bezeichnete Hanoi gefiel mir viel besser. Ich war bei Sonnenschein und blauem Himmel spazieren und hatte einfach mal Zeit zum Nachdenken und Entspannen im Park oder in einem der wenigen geöffneten Cafés. Zwischendurch habe ich zuhause mal wieder selbst gekocht, was bisher noch nicht so oft vorgekommen ist. Sina und ich hatten zum Glück vor Tet ebenfalls Hamsterkäufe gestartet. Am Silvesterabend war ich sogar zweimal eingeladen und nach einem riesigen Steak und später dem Feuerwerk kann ich sagen, ein besseres Tet-Fest hätte es für mich dieses Jahr gar nicht geben können. Besonders wichtig war, dass ich die erste war, die unser Haus betreten durfte im neuen Jahr. Dies hat den Hintergrund, dass ich im Jahr des Drachen geboren bin und deshalb Glück, Wohlstand, Gesundheit etc bringe, wenn ich als erste im neuen Jahr das Haus betrete. Unsere Vermieterin Mai hatte mich extra instruiert, als ich freitags noch kurz vorbeigeschaut habe. Die Familie war gerade damit beschäftigt, den Tet-Kuchen zuzubereiten. Dieser enthält Fleisch, Reis und Bohnenpaste und wird in Bananenblätter (Jaja, die geliebten Bananenblätter aus Kolumbien ;-)...) eingepackt. Jedenfalls wurde ich angewiesen mehrere Räucherstäbchen vor den Ahnenaltären anzuzünden. Auch die beiden freien Tage waren einfach schön. Natürlich hatte ich vorher noch überlegt, wegzufahren. Laos lockte mit Luang Prabang, Bangkok oder Myanmar wären vielleicht auch möglich gewesen, letztendlich habe ich aber beschlossen, dass ich gerade in Vietnam bin und diese Kultur kennenlernen möchte. Außerdem steht mit Angkor Wat noch ein Highlight im März an und ein paar Orte möchte ich mir auch noch aufheben.
Die kurze Arbeitswoche war jedenfalls nicht besonders ereignisreich. Man merkt einfach, dass in Vietnam gerade noch Ausnahmezustand ist. Das haben wir auch gemerkt, als ich Sina zur Family Medical Practice gebracht habe. Der Vertrauensarzt der Botschaft abwesend und so wirklich medizinische kompetent beraten hätte ich mich auch nicht gefühlt. Hauptsache es wird jetzt besser und nächste Woche geht es wieder in alter Frische los mit dem typical vietnamese life.

Chuc mung nam moi!

Mittwoch, 3. Februar 2016

Woche 4

Besonderer Höhepunkt der Woche war wieder ein Workshop, zu dem wir vom Fahrer der Botschaft gebracht und auch wieder abgeholt wurden. Daran gewöhnt man sich wirklich schneller als einem lieb ist, allerdings macht auch das Fahren mit dem Roller richtig Spaß.
Es gab verschiedene Vorträge und bemerkenswert ist, dass der britische Redner, seinen Vortrag auf Vietnamesisch gehalten hat. Selbst die Dolmetscherin war verdutzt und brauchte die ersten zehn Minuten, um sich daran zu gewöhnen. Ich war jedenfalls tief beeindruckt und gleichzeitig traurig, nicht das schöne British English zu hören, das er sonst immer spricht.
Sehr britisch war diese Woche allerdings das Wetter. Es hat richtig viel geregnet und irgendwie war mir entweder kalt, ich war nass oder gleich beides war der Fall. Am Mittwochabend kam sogar alles zusammen. Wir wollten zusammen mit ein paar Kollegen in ein tschechisches Brauhaus und standen zu dritt geschlagene 45 Minuten im Regen am Straßenrand, um ein Taxi zu organisieren. Immerhin hatten wir einen Schirm und der nette Polizist, der die Botschaft bewacht, hat auch seinen Schirm mit zur Verfügung gestellt. Hierzu muss man sagen, dass es im Feierabendverkehr bei Regen eh schon eine Herausforderung darstellt, überhaupt ein Taxi zu erwischen. Hinzu kommt, dass in Vietnam bald Tet (Neujahr) gefeiert wird und deshalb alle fleißig Einkäufe tätigen. Straßen sind verstopft, Geschäfte voller Menschen und auf der Straße ist auch die Hölle los. Es fällt auch auf, dass noch viel mehr Dinge auf Motorrollern transportiert werden als dies hier sowieso schon der Fall ist. Mein persönliches Highlight sind immer riesige Blumengestecke, die per Hand festgehalten werden oder ganze Orangenbäume/Pflanzen. Die Vietnamesen müssen wirklich Gleichgewichtskünstler sein, was das anbelangt.
Nachdem jedoch sämtliche Varianten; einer winkt, zwei junge Frauen winken verzweifelt, alle drei winken, niemand winkt, keinen Erfolg brachten und unser Kollege auch schon komplett durchnässt war, brachen wir Projekt „Taxi“ ab. In Vietnam ist es wohl auch so, dass Taxifahrer bevorzugt Vietnamesen befördern, da diese der Landessprache mächtig sind und somit keine Englisch-Kenntnisse vorhanden sein müssen. Da unser Kollege zwar vietnamesisch kann, wir aber alle herzlich wenig vietnamesisch aussehen, waren wir ziemlich erfolglos.
Sina und ich haben dann beschlossen, doch mit dem Roller zu fahren. Eingetütet in zwei riesige Regencaps ging es also mit knapp einer Stunde Verspätung dann doch noch in Richtung Brauhaus. Ich mache auch immer wieder die Erfahrung, kommt man erst richtig fertig irgendwohin, zu spät, durchnässt, entnervt und fertig mit der Welt, dann hat man die schönsten Abende überhaupt. Als wir ankamen, hatten unsere übrigen Kollegen schon einen Heizpilz organisiert. Wie kam es dazu? Wir hatten einen vietnamesischen Freund eines Kollegen mit dabei. Als nun unsere beiden deutschen Kollegen nach der Heizung fragten, war die Antwort: „We dont´t have.“. Als jedoch der vietnamesische Freund fragte, gab es auf einmal eine Heizung und diverse Annehmlichkeiten des Hauses auch für uns. Irgendwann zu später Stunde ging es dann im Cape auch wieder nach Hause und ich gebe zu, Regenkleidung kann sinnvoll sein. Ein ziemliches Zugeständnis, wenn man bedenkt, dass ich selbst nach sieben Jahren Münster jegliche Regenkleidung als unästhethisch und überflüssig strikt von mir weise.
Für das vierte Wochenende in Vietnam haben Sina und ich eine Höhlenexpedition nach Zentralvietnam geplant. Wir werden über Nacht Zug fahren, haben also zwei volle Tage in der Nähe von Dong Hoi für die paradise cave, Natur pur und Ausspannen fernab des hanoianischen Trubels. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was uns so erwartet und werde nächste Woche natürlich darüber berichten. Bevor es jedoch so weit ist, werden wir morgen mit unserem Büro umziehen. Ich bin schon gespannt, wieviele Vietnamesen mit von der Partie sind und ob wir in Zukunft mehr Arbeit bekommen als bisher, weil wir näher an unserer eigentlichen Abteilung sitzen und dann mehr auffallen ;-).
Chao!

Montag, 1. Februar 2016

Woche 3

Die Zeit scheint zu fliegen, nun ist jedenfalls auch schon fast die vierte Woche vorbei und ich muss erstmal in meinen Erinnerungen kramen, was letzte Woche alles war ;-).
Am Wochenende wurden wir etwas vom Pech verfolgt, nachdem am Freitag das Internet ausgefallen war, folgten Samstag und Sonntag Fernseher und Waschmaschine, was unserer Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Wir waren beim Tag der offenen Tür des Goethe-Instituts, um festzustellen, dass es dort eine ganz gemütliche Bibliothek gibt und einen richtig schönen Innenhof. Die Preise im Goethe-Café waren uns jedoch zu horrend, so dass wir zum Essen wieder in unserem gemütlichen Café gelandet sind. Dieses haben wir durch Zufall entdeckt und meistens sind wir dort auch mit die einzigen Gäste, was es schonmal per se gemütlicher und ruhiger macht. Von Gemütlichkeit ist nämlich in Vietnam des Öfteren keine Spur. Meistens ist es hier durch Verkehr und Alltagsgeräusche relativ laut. So ist es total normal, wenn samstags und sonntags Handwerker ab acht Uhr beginnen, irgendwo zu bohren, lärmen oder schrauben und sich dabei unentwegt laut unterhalten. Meine erste Assoziation war das Lied von Reinhard Mey „Irgendein Depp bohrt irgendwo immer“. Es ist allerdings schon entspannend, wenn man sich einfach vergegenwärtigt, dass man selbst einfach liegenbleiben kann und nicht arbeiten muss. Viel schöner ist, dass unsere Nachbarn ein Klavier haben und die Tochter täglich übt. Immer wenn ich vorbeikomme, versuche ich einen sehnsüchtigen Blick auf das Klavier zu erhaschen. Dafür, dass es im Treppenhaus-Garagen-Eingangsbereich steht, klingt es erstaunlich gut, wenn man noch zusätzlich bedenkt, dass hier eine Luftfeuchtigkeit herrscht, die so manchen Klavierbauer bestimmt schon in die Verzweiflung getrieben hat.
Aber nochmal zurück zu den lauten Unterhaltungen. Vietnamesische Gespräche hören sich zugegebenermaßen schon manchmal so an, als würden sich alle hier laut streiten und permanent anbrüllen. Als schon Samstagnachmittag unser Internet repariert wurde klang es jedenfalls so, als würde im Flur ein lautstarker Streit ausgetragen werden. Rein stimmlich habe ich auch mindestens drei Personen gezählt, was hier ebenfalls öfter beobachtet werden kann. Als unser Kopierer im Büro repariert wurde oder die kaputten Lampen ausgetauscht wurden, waren mindestens 3 Vietnamesen beteiligt. Was unglaublich positiv ist, dass unser Internet tatsächlich richtig schnell repariert wurde und sich unsere Vermieterin also gut um Sina und mich kümmert. Wäre da nur nicht diese unfassbare Kälte in Hanoi. Ein Blick in die Wetter-App hat mich schon mehrfach verzweifeln lassen. Wie kann es in Münster nur wärmer sein als in Hanoi? Und warum gibt es hier keine gute Isolierung und eine richtige Heizung? Als letzte Woche Temperaturen um die 6 Grad herrschten ging in der Botschaft schon das Gerücht herum, es solle in Hanoi schneien. Tatsächlich ist es hier der kälteste Winter seit ungefähr 40 Jahren und in der „Nähe“ von Hanoi hat es tatsächlich geschneit. Ich verbessere also auch meine Kälte-Toleranz hier in Vietnam.
Besonders schöne Erlebnisse hatte ich auch schon mit einem Getränk, was in Deutschland so gar nicht zu meinen „Favorites“ gehört. Es gibt hier nämlich die sogenannte „Bia-Hoi-Kultur“. Beim Bia Hoi handelt es sich um ein leicht süßes Bier, das täglich frisch gebraut wird und in ganz Vietnam auf der Straße verkauft wird. Man sitzt dann an kleinen Tischen und in kleinen Stühlen und lässt es sich damit gutgehen. Ich habe schon scherzhaft verkündet, dass ich die 27 Jahre zuvor in meinem Leben noch nicht so viel Bier getrunken habe, wie in mittlerweile 4 Wochen Vietnam. Insgesamt bei 3%-Alkohol keine allzu bedenkliche Entwicklung und Spaß machen soll es ja auch ;-).

In diesem Sinne seid herzliche gegrüßt! Hẹn gặp lại!

Sonntag, 24. Januar 2016

2. Woche (mit Verspätung)

2. Woche Vietnam
Hallo aus Hanoi!
Nun ist schon eigentlich die dritte Woche fast vorüber und ich hab´ den zweiten Blogeintrag noch gar nicht richtig fertig. Schande über mein Haupt, aber vielleicht habe ich mich schon einfach gut angepasst an die vietnamesischen Uhren, die einfach anders ticken als in Deutschland/Europa/etc. Außerdem waren wir auch circa 24 Stunden ohne WLAN, so dass es gar nicht früher ging ;-).
Die zweite Woche war sehr ereignisreich, neben einem Umzug im Kleinwagen und einem Mittagessen mit Kardinal Marx, war noch so einiges los. Aber alles nacheinander. Mittlerweise habe ich mich schon gut in die Arbeit an der Botschaft eingefunden, neben Klageerwiderungen und Widerspruchsbescheiden gibt es auch immer wieder spannende Einladungen, beispielsweise zu einem Gespräch von Menschenrechtsanwälten aus Hanoi mit Kardinal Marx, der letzte Woche auf Vietnamreise war und zu einem Workshop der GIZ zur Gesetzesfolgenabschätzung. Allein das Gespräch mit den Anwälten war schon sehr interessant, aber direkt in der zweiten Woche Kardinal Marx kennenzulernen damit hätte ich nicht gerechnet. Ich war tatsächlich etwas nervös und habe erstmal nachgeschaut, wie die korrekte Anrede für einen Kardinal ist (für alle, die es nicht wissen, man sagt „Eure Eminenz“). Ich habe natürlich einen guten Eindruck gemacht, schon allein weil ich aus Fulda komme, quasi das zweite Zuhause eines jeden Bischofs.
Das zweite Highlight der Woche war mein Umzug, der ausnahmsweise mithilfe eines Kleinwagens stattfinden konnte. Und nein, wir sind nicht zwanzigmal gefahren, sondern tatsächlich nur einmal. Einer meiner Lieblingskollegen von der Botschaft ist sogar mitgekommen, um mich zu unterstützen und mich notfalls zu retten. Es verlief aber alles ganz reibungslos und der Riesenkoffer hat auch ins Auto gepasst. Das war wahrscheinlich mein erster und letzter Umzug im Kleinwagen. Ein solcher Umzug hat also neben dem unkomplizierten Packen nur Vorteile. In meinem neuen Zuhause, ganz in der Nähe der Botschaft, fühle ich mich nun sehr wohl. Ich bin sogar stolze Besitzerin eines begehbaren Kleiderschranks. Fotos folgen natürlich noch irgendwann ;-).

Noch eine kleine Anekdote zum Schluss:
Übrigens habe ich mich auch schon fast daran gewöhnt, dass man auf vietnamesischen Bürgersteigen nicht laufen kann. Diese sind einfach nicht dafür gemacht. Der Umstand, dass der Bürgersteig noch zum Haus gehört, führt nämlich dazu, dass meistens irgendetwas dort auch erledigt wird, sei es kochen, das Moped reparieren oder waschen, ein eröffneter Laden mit ausgestellten Waren und noch vieles mehr. Um zu laufen, sollte man also auf die Straße ausweichen und keine Sorge, man gewöhnt sich an den Verkehr. Man tut einfach ganz entspannt und läuft mit gleichmäßiger Geschwindigkeit. Variante 2 ist, dass man sich einen Vietnamesen aussucht, der auch die Straße überquert. Man versteckt sich einfach in dessen Windschatten, sofern das möglich ist und kommt so auch sicher ans Ziel. Zebrastreifen und Ampeln gibt es zwar, diese bieten aber keine Gewähr. Außerdem ist alles hier auch gar nicht so sehr auf Fußgänger angelegt, man kann nämlich auch ein paar Meter einfach mit dem Moped zurücklegen, notfalls auf dem Bürgersteig in entgegengesetzter Fahrtrichtung. Alles ganz entspannt.

In diesem Sinne herzliche Grüße aus Hanoi und tam biét (Auf Wiedersehen).

Mittwoch, 13. Januar 2016

Xin Chao Hanoi!

Für alle, die schon ungeduldigst warten, nun endlich Neuigkeiten aus der Ferne. Die erste Woche war insgesamt positiv, auch wenn ich nicht alle Erfahrungen nochmal machen muss.
Nach einem gefühlt ewig langen Flug erwartete mich mein Gastbruder schon ungeduldig am Flughafen Terminal und es ging mit einem Bus nach Hause. Während ich dachte, der Bus sei schon voll, warteten wir noch circa eine halbe Stunde und es stiegen noch mindestens fünf Leute ein. Die Klimaanlage war angeschaltet und wollte mich gefühlt schockfrosten, aber auch das war vielleicht nach einem so langen Flug nur der „zarten Besaitung“ meinerseits geschuldet. Mit dem Bus ging es dann durch den Verkehr Hanois in Richtung Innenstadt und des Hauses meiner Gastfamilie. Typisch deutsche Autofahrerin und Juristin wurde mir bei manchen Aktionen Angst und Bange und ich dachte an zahlreiche Vorschriften der guten alten deutschen StVO, aber so ist der Verkehr in Vietnam. Chaotisch, teilweise nahe an der Nötigung, was Lichthupe etc. angeht und Hauptsache die richtige Hupe funktioniert auch. Hier scheint die Straßenverkehrsordnung, man versicherte mir, dass es eine gebe, wirklich nur einen empfehlenden Charakter haben kann.
Nach ein paar Metern Fußweg in die Hintergasse der Hintergasse, kam ich zuhause an und wurde sehr freundlich begrüßt. Schon in diesem Moment wusste ich, dass die Orientierung hier zunächst einmal schwierig werden würde. Auch beim Abendessen schlug sich der Kulturschock nieder, obwohl es wie ich heute meine, gar nichts so Aufregendes gab. Reis mit Gemüse und Hähnchen ist nun wirklich nichts Besonderes, aber nach einem langen Flug etc. ist man schonmal etwas kaputt. Die wirkliche Überraschung war, dass das Badezimmer so sehr vietnamesisch war, es also keine Duschkabine oder Duschvorhang gibt. Mein Zimmer lag im hinteren Teil des Hauses im ersten Stock und hatte zwar zwei Fenster jedoch kein Tageslicht, da es am ersten Tag aber bereits eh schon dunkel war, hab ich das erst später festgestellt. Nach einem entspannten Sonntag in der Innenstadt Hanois und am Westlake, einem der vielen Seen der Stadt, sah alles schon ganz anders aus und ich fieberte dem ersten Tag an der Botschaft entgegen. Leider waren mein Chef und meine Referendarkollegin Sina noch im Urlaub, so dass ich erstmal alleine im Büro saß und mir bei Kollegen Arbeit erbettelte. Ausnahmslos alle Kollegen an der Botschaft haben mich bisher super nett aufgenommen und sich gut um mich gekümmert. Nach circa einer Woche gab es etwas Probleme mit der Gastfamilie, so dass ich nun umziehen werde. Details gibt es nur auf Anfrage ;-).
Das Fazit der Woche ist nahezu uneingeschränkt positiv, mittlerweile fahre ich hier Roller, was sehr viel Spaß macht. Die Orientierung klappt auch schon besser, obwohl sich noch viele Straßennamen und Namen generell gleich anhören. Die Arbeit an der Botschaft ist interessant und spannend und nun ist auch meine liebe Referendarkollegin endlich da und ab und an verquatschen wir uns auch mal über Gott und die Welt . Das Essen ist hier total lecker und dadurch, dass ich mit den Stäbchen noch nicht so schnell bin, werde ich auch immer zügig satt, die Entdeckung der Langsamkeit sozusagen und alle, die schonmal Mittagessen mit mir waren, wenn ich hungrig bin, wissen wovon ich spreche bzw. schreibe.
Natürlich habe ich auch schon ein ehrenamtliches Engagement gefunden, weil es ja ohne nicht geht. Ich werde ab Freitag einmal pro Woche in einer Schule Englisch mit den Schülerinnen und Schülern reden, nicht als Englisch-Lehrer, sondern einfach, damit sie es ein bisschen mehr hören und ein bisschen mehr sprechen.
Im Übrigen sind zwei der Botschaftskollegen auch gebürtig aus der Rhön und ein Kollege war sogar mal der Chef von dem Vater einer ehemaligen Freundin, soviel zu „It´s a small world“ oder „el mundo es un pañuelo“ oder einfach auf Deutsch, die Welt ist klein und ein Dorf.

Freitag, 5. August 2011

Abschied von Kolumbien

Der Abschied von Kolumbien fiel mir nicht besonders leicht. Ich verabschiedete mich an meinen beiden letzten Tagen von so vielen Menschen, die ich so lieb gewonnen habe, das ab und zu meine Augen nicht trocken blieben, was aber auch vom schlafmangel herrührte und der allgemeinen Stresssituation. Angekommen am Abend des 17. Juli, fing ich an meine Koffer zu packen. Und jeder, der mich etwas kennt, weiß, wie langsam ich beim Kofferpacken bin. Also packte ich Koffer in der Nacht von Sonntag auf Montag und in der Nacht von Montag auf Dienstag und kam leider nicht zu Schlaf und Erholung. Am Montag versuchte ich meine Dokumente in der Uni zusammenzutragen, was natürlich nicht funktionierte, wie ich mir das in meiner deutschen Organisation vorgestellt hatte. Mal sehen, wie lange sich das noch hinzieht ;-).
Montagabend war Abschiedsparty mit einigen Freunden bei mir zuhause angesagt und neben Pizza spendiert von meiner Gastmutter gab es viele Geschenke und Fotos. Dienstag morgen fing dann der Abreisestress erst richtig an, da mehrere Optionen zum Flughafen zu kommen auf einmal abgesagt wurden aufgrund von Pico y Placa (mit gewissen Kennzeichen darf man an gewissen Tagen nicht fahren) und ich auf einmal ohne Transport zum Flughafen dastand, was mich dann etwas nervös machte. Letztendlich fuhr ich dann mit dem Taxi zum Flughafen, stand im Stau und bezahlte natürlich ein Vermögen. Mir war das jedoch egal, wichtig war nur, zum Flughafen zu gelangen. Am Flughafen traf ich mich mit Stella und ein paar Freunden, die mich noch zum Essen einluden. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, aber bei Crepes&Waffles meinem Lieblingsrestaurant findet man immer etwas Gutes.
Insgesamt kann man sagen, dass der Abschied genauso chaotisch war wie die Anreise, ein bisschen kolumbianisch sozusagen ;-)...

Wiedersehen in Deutschland

Die Rückreise verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle, sieht man einmal ab von meinem Koffer Nr. 1, der 8 Kilo Übergewicht hatte. Ich war also sehr bepackt, da ich neben Koffer Nr. 1 noch einen Koffer Nr 2. mit etwa 22 Kilo hatte, einen Rucksack als Handgepäck und die Laptop-Tasche, in der natürlich nicht nur der Laptop war ;-). Nach einer rührenden Verabschiedung am Flughafen durch Saray, Mauricio, Oscar, Zamir und Amaury, und natürlich meiner Gastmutter Stella, ging ich durch die Sicherheitskontrolle, die ausnahmsweise nicht gepiept hat und habe von meinen letzten Pesos Kaffee (was sonst?) gekauft. Danach ging es durch die 2. Sicherheitskontrolle. Da der Kontrolleur Victor hieß, versuche ich etwas mit ihm zu sprechen/flirten, was aber eiskalt abgelehnt wurde. Der Flug nach Madrid verlief weitestgehend ruhig, abgesehen von meiner venezolanischen Sitznachbarin die mitten in der Nacht plötzlich Panik bekam und die Stewardess stresste. In Madrid angekommen hatte ich viel Zeit (5 Stunden) und drehte ich einige Runden am Gate und ließ mir viel Zeit bei der EU-Einreise und der weiteren Sicherheitskontrolle. Als der Flug nach Frankfurt um 1 Stunde nach hinten verschoben wurde, verlebte ich die wohl 6 längsten Stunden meines bisherigen Lebens. Letztendlich verging die Zeit aber doch und ich saß im Flugzeug nach Frankfurt. Nachdem ich auf dem 1. Flug fast nicht geschlafen hatte, verschlief ich sogar den Abflug (Gott sei Dank im Flugzeug). Angekommen in Frankfurt habe ich zuerst meine Eltern angerufen und dann gehofft, dass mit den Koffern alles glattläuft. Das Wiedersehen war natürlich tränenreich und nachdem wir den Kofferwagen wieder erfolgreich zurückgegeben hatten, was etwas tricky war, ging es Richtung heimatliche Rhön :-). Angekommen so gegen ein Uhr nachts, warf ich meine Großeltern nochmal aus dem Bett, wir köpften einen Sekt, meine Brüder riefen mich um halb zwei nachts an und ich aß erstmal hausgebackenes Brot mit hausgemachter Blutwurst :-).
Fazit der Rückreise war, dass alles perfekt lief im Gegensatz zur Hinreise, bei der vom Umsteigen in Madrid (innerhalb von max. 20 Minuten) bis zu verlorenen Koffern alles chaotisch war...

Zurück zuhause in Deutschland

Nun bin ich schon seit 2 Wochen wieder in Deutschland und möchte ein letztes Fazit ziehen.
Bisher habe ich mich wieder ganz gut eingelebt, wobei es natürlich so ist, dass ich meine kolumbianischen Freunde und meine Gastmutter, das Essen ein bisschen, das Verkehrschaos von Bogotá und ganz viele andere Dinge vermisse. Es ist, als wäre ein Hälfte in Kolumbien geblieben. Gleichzeitig ist die deutsche Hälfte wieder zuhause und freut sich, alles das wiederzuhaben, was ein Jahr vermisst wurde. Auf spanisch nennt man diesen Zustand: sentimientos encontrados.
Es war ein besonderes und großartiges Jahr in Kolumbien und ich bin dankbar, dass ich so herzlich aufgenommen wurde und so viele tolle und sympathische Menschen getroffen habe. Ich möchte mich bei allen meinen Freunden, besonders bei meiner Gastmutter Stella bedanken. Ich habe in diesem Jahr viel gelernt und hoffe, bald nach Kolumbien zurückzukehren, um alle mir liebgewonnenen Menschen zu besuchen.
Außerdem möchte ich noch einmal betonen, dass Kolumbien ein sehr schönes Land ist mit den herzlichsten und liebsten Menschen :-) und mir in diesem Jahr nichts Böses zugestoßen ist ganz gegen alle Vorhersagen und Befürchtungen aller. Das Gegenteil ist der Fall, ich wurde herzlich aufgenommen, gut integriert und alle haben sich bemüht, mir weiterzuhelfen, war es in der Universität, auf der Straße, wenn ich ein Büro oder ähnliches suchte oder im verwirrenden Buseta-System oder Transmilenio.
Muchísimas Gracias por todo!

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